17 Januar 2006

Schwieriges Thema, medial aufgearbeitet: neuer Film zum Holocaust in Litauen

Für Litauen ist die Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit im eigenen Lande ein schwieriges Thema. Der Beitrag von jüdischer Seite auch zu Kultur und Gesellschaft war bis zum Beginn des 2.Weltkriegs ganz erheblich - dann folgte die beinahe totale Vernichtung. Zehntausende von Juden wurden - nicht nur in Litauen - getötet, ermordet, enteignet, drangsaliert oder in Ghettos eingesperrt. Die nach Beginn des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion vorrückenden Nazi-Truppen, inklusive Sondereinheiten der SS, bekamen quasi "freie Hand" um gegen Juden vorzugehen, teilweise unterstützt von einheimischen Gesinnungsgenossen. Das Ende war für die meisten schrecklich: die Vernichtung war für Litauens Juden so total, dass eine Versöhnung auch nach mehr als 60 Jahren noch sehr schwierig erscheint, auch wenn sich die heutigen demokratischen Regierungen in Litauen um eine wissenschaftlich abgesicherte Aufarbeitung bemühen, und dies durch aktive Schritte der akutellen Politik zu unterstützen suchen.

Nach jahrelanger Vorbereitung kommt nun ein Film in die Kinos, der dieses schwierige Thema zum Inhalt hat. Vom 27.-29.Februar gibt es in Vilnius eine ungewöhnliche Filmpremiere:
„Vilniaus getas“ – „iššūkis, kurį reikėjo nugalėti“
(Vilniusser Ghetto)

27.-29. Februar 2006

Ort: Kino teatras "Forum Cinemas Vingis", Savanoriu pr. 7, Vilnius.

Zitat aus der Ankündigung zur Veranstaltung, die vom Goethe-Institut Vilniuis mitgetragen wird:

"Während der Besatzung Litauens durch deutsche Truppen wurde fast die gesamte jüdische Bevölkerung ermordet. Das jüdische Wilna (Vilnius), bekannt als das „Jerusalem des Nordens“, wurde nahezu ausgelöscht. Einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Holocaust in Litauen leistet der Film „Ghetto“ des litauischen Regisseurs Audrius Juzenas. Gemeinsam mit dem Litauischen Filmzentrum wird das Goethe-Institut Vilnius am 17. Februar 2006 den Film vorstellen. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten, die sich während der Okkupation 1942/1943 im jüdischen Ghetto von Vilnius abgespielt haben. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des jüdischen Theaters, dessen Existenz einigen der zum Tode verurteilten Schauspielern für ein Jahr das Leben rettete.
„Ghetto“ ist die erste große deutsch-litauische Kinoproduktion über den Holocaust. Regisseur Audrius Juzenas näherte sich einem Thema, über das in Litauen lange Zeit geschwiegen wurde. Als Vertreter der Nachkriegsgeneration trägt der Filmemacher dazu bei, die Tabuisierung des Holocaust in der litauischen Gesellschaft aufzubrechen. Auch aus diesem Grund spielt dieser Film eine wichtige Rolle für Litauen.
Zur Premiere in Vilnius sind die Hauptdarsteller Heino Ferch und Sebastian Hülk eingeladen. Ebenso wird der Dramatiker Joshua Sobol, auf dessen Stück der Film basiert und der gemeinsam mit Juzenas das Drehbuch geschrieben hat, anwesend sein."


„Ghetto“ ist eine deutsch-litauische Koproduktion. Der Film wurde von der Filmstiftung NRW, dem litauischen Kultusministerium und der Filmförderung Hamburg unterstützt. Der Kinostart in Deutschland ist für den 16. März 2006 vorgesehen.


Filmo „Vilniaus getas“ premjera įvyks jau šių metų vasario 17d. Tačiau kodėl juostos apie fatališką žydaitės ir nacių karininko meilę, įsiliepsnojusią Vilniaus gete veikusiame teatre, teko laukti net penkerius metus?
„Aš vis juokauju, kalbėdamas apie tuos penkerius metus. O kiek karas vyko? Greičiau nepavyko nugalėti vokiečių. Penkerius metus kariavo. Kol atominių bombų nepagamino. Tai čia lygiai tas pats, - tvirtina „Vilniaus geto“ režisierius Audrius Juzėnas. – Manau, kad kažkuria prasme filmas yra susijęs su istoriniais praeities dalykais, kurių tu negali apeiti ar išvengti. Žmonės neišnyksta be pėdsakų, jie palieka kažkokį informacinį lauką. Ir tie, kurie išnyko ar duobėse buvo sušaudyti, jie kažkokiu būdu paliko savo energiją, kuri bet kokiu atveju veikė tą projektą“.
„Vilniaus geto“ režisierius neslepia, jog pradėjęs šį projektą sulaukė pasiūlymų jo atsisakyti arba bent jau leisti į režisieriaus kėdę atsisėsti kitam žmogui. Tvirtai nusprendęs nesitraukti, A. Juzėnas tapo ir juostos režisieriumi, ir prodiuseriu: „Pragaras ir kančios buvo dvigubos... Tai buvo iššūkis, kurį reikėjo nugalėti. O aš trauktis nemoku. Arba mirti, arba gyventi...“


Weitere Infos zum Thema:
- Artikel der "Baltischen Rundschau"
- Jüdische Zeitung, infos des Internetportals HaGalil
- englischsprachige Infoseite zum Todeslager & Ghetto Vilnius
- Projekt "Spurensuche jüdischer Geschichte - das Ghetto in Vilnius"
- jüdisches Museum Vilnius
- Info des Litauischen Filmzentrums zum Film "Vilniusser Ghetto"
- Kontakt zum litauisch-jüdischen Kulturclub

Kontakt zum deutschen Produktionspartner des Films "Vilniusser Ghetto": Thees Klahn, DRAGON CINE Filmproduktion, Hamburg.

Keine Kommentare: