13 November 2006

Sportliche Studentin

Von einer engagierten Sportstudentin aus Litauen berichtete jetzt die "Allgemeine Zeitung" der Region Mainz. Rasa Sasnauskaite trainiert seit ein paar Monaten den sportlichen Nachwuchs der "Kasteler Ruder- und Kanugesellschaft". 10 Jahre nach Ende einer eigenen Laufbahn als Kanutin versucht sie jetzt Kinder und Jugendliche für diesen Sport zu begeistern.

Was die deutsche Regionalzeitung an der sportlichen Litauerin begeistert, ist aber offensichtlich deren Vielseitigkeit: Studentin der Sprachwissenschaft, Betriebswirtschaft und Informatik, spricht sie sieben Sprachen.
Interessant auch die zitierte Bemerkung, sie haben in 13 Jahren Deutschlandaufenhalt (anfangs als Au-pair-Mädchen) - abgesehen von der Ausländerbehörde - hier noch nie schlechte Erfahrungen gemacht.

Na dann: weiter so, und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Kontaktadresse Kanuabteilung Kastel hier.

09 November 2006

Einig beim Bier: Litauen, Deutschland, Lettland und Tschechien

Ganz genau beobachtet haben die (biertrinkenden?) und europafreundlichen Redakteure der WELT die Diskussionen der Finanzminister der Europäischen Union. "Heldenhaft" hätte sich dort die Fachminister aus Deutschland, Tschechien, Litauen und Lettland gemeinsam gegen eine Erhöhung der Biersteuer gewehrt, berichtet die WELT (und findet Widerhall in den FINANZNACHRICHTEN). "Da verschwinden Ländergrenzen", jubelt das Hamburger Nachrichtenblatt. Worum geht es? Kommen jetzt vielleicht Städtepartnerschaften zwischen Cesis, Warstein, Pilsen und Birzai? (Foto: DIE WELT)

Nein, die "Bierhauptstädte" der beteiligten Staaten werden den Finanzministern eventuell nicht einmal bekannt gewesen sein. Aber dem Druck der EU-Kommission, die Steuererhebungen in den EU-Ländern anzugleichen, konnte vorerst standgehalten werden. "Bier wird in Deutschland nicht als Alkohol, sondern als Nahrungsmittel angesehen", so soll Finanzminister Steinbrück argumentiert haben.

In Deutschland hätte sich der Bierpreis bei einer Steuerangleichung jedoch lediglich um einen Cent (in Zahlen = 1) pro halber Liter erhöht, wenn die Minister dem Vorschlag der EU-Kommission gefolgt wären. So aber kann nicht nur in Litauen und Deutschland in Ruhe weitergetrunken werden. Leider ist nicht überliefert, wieviel der bayrische Vorsitzende der CSU-Europagruppe, Markus Ferber, bereits getrunken hatte, als er den Vorgang wiefolgt kommentierte: "Die Vernunft hat die Oberhand behalten."

08 November 2006

Adamkus in Bern - auf dem richtigen Weg?

Der litauische Präsident Valdas Adamkus ist zu einem Besuch in der Schweizer Haupstadt Bern eintroffen. Positive Grundstimmung erzeugt dabei sicherlich dias weiter ansteigende Handelsvolumen zwischen der Schweiz und Litauen - Schweizer Medienberichten zufolge beliefen sich der Wert der Schweizer Warenausfuhren und Dienstleistungen nach Litauen auf 106,9 Millionen Franken, die Einfuhren auf 49,3 Millionen Franken. Die Bilanz ist also aus litauischer Sicht negativ - Grund genug, daran etwas verbessern zu wollen. Interessanterweise war in Bern auch die Energiepolitik Thema - allerdings ohne "heiße Eisen" wirklich öffentlich zu erwähnen. (Foto: Keystone)

Werbung um gegenseitiges Vertrauen
Adamkus ist gegenwärtig (Umfragen zufolge) der glaubwürdigste litauischer Politiker - so sehen es seine Landsleute. Wenn litauische Medien über den Besuch in der Schweiz berichten, werden sie das Wort "Kohäsionsfonds" übersetzen müssen.
Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) erklärte es in einem Beitrag vom 8.11. ihren Leser/innen so: "„Osteuropa boomt, jedenfalls was die Wachstumszahlen angeht. Das durchschnittliche Wachstum in den neuen EU-Ländern zwischen 1996 und 2005 übertraf mit 4,4 Prozent bei weitem jenes der Schweiz von 1,5 Prozent.“ Aha, daher könnte also auch ein Kontakt mit Litauen interessant sein. Die meisten „Hilfegelder“ (EU-Anpassungshilfen, Strukturhilfen) haben ja seit dem EU-Beitritt Litauens 2004 eine ganz andere Grundvoraussetzung: sie liefen entweder aus, oder müssen neu konzeptioniert werden.

Am 26.November 2006 wird in der Schweiz abgestimmt. Die frühere „Osthilfe“ soll wieder aufgenommen werden – lesen wir noch einmal in der NZZ nach: „Das Gesetz ist Rechtsgrundlage für die klassische Osthilfe in den Staaten Südosteuropas und gewisser Länder der ehemaligen Sowjetunion, aber auch für Kohäsionsbeiträge zum Abbau der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU. Für Letzteres sollen bezogen auf einen Zeitraum von fünf Jahren Beiträge im Umfang von insgesamt einer Milliarde Franken an die zehn neuen EU-Länder ausgerichtet werden. Die Auszahlung wird sich über zehn Jahre hinweg erstrecken. Diese sogenannte Kohäsionsmilliarde ist für die Gegner des Gesetzes der Stein des Anstosses.“Valdas Adamkus wird nun mit Worten des Lobes für die Schweizer „Großzügigkeit“ zitiert – nicht ohne die Nebenbemerkung, dass selbstverständlich auch bei einem Schweizer „nein“ bei der Volksabstimmung die Beziehungen beider Ländern unbeeinträchtigt blieben. Aber: für einen Einstieg des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz in den litauischen Markt wäre es doch zumindest für die Geschäftswelt von großem Vorteil.


Wofür wird das Geld verwendet?
 

Schweizer Medien zitieren durchweg die Aussage des Schjweizer Bundespräsidenten Moritz Leuenberger, der die in Aussicht stehenden 71 Millionen SFr in Litauen zur technischen Nachbesserung litauischer Heizkraftwerke verwendet sehen will. Doch wird nicht Litauen selbst entscheiden, wofür das Geld verwendet wird?In Litauen steht energiepolitisch gegenwärtig ganz klar die Frage im Vordergrund, ob nach Schließung des technisch veralteten AKWs bei Ignalina erneut ein Atommeiler gebaut werden soll. Diese Schließung war einmal von der EU benannte Bedingung für den EU-Beitritt Litauens - und viele Millionen Euro flossen dafür aus Brüssel.
Erst kürzlich einigten sich aber die drei Präsidenten Adamkus (Litauen), Vike-Freiberga (Lettland) und Ilves (Estland) auf eine gemeinsame Erklärung, in der ein Bau eines neuen AKWs von allen drei Staaten befürwortet wird (siehe Berichte
Deutschlandradio, Baltic Times, u.a.). In Lettland stimmte in dieser Woche erstmals eine Grüne Partei in Europa einer Regierungserklärung zu, in der ebenfalls ein AKW-Neubau geplant wird (auch damit ist ein AKW in Litauen gemeint). Und was wird da ein litauischer Präsident in der Schweiz verhandeln wollen, wenn es um Energiepolitik geht?Greenpeace Schweiz sieht auch die Perspektiven Schweizerischer Energiepolitik für noch nicht gesichert an - die Entwicklung erneuerbarer Energien müsse ganz klar Vorrang haben, so Greenpeace. Vielleicht setzen die Schweizer aber auch eher auf Versprechungen der Internationalen Energieagentur IEA, die einen Ausbau der Atomkraft fordert - das gefiel der Schweizer Atomlobby gar nicht. Ein "Forum Energieperspektiven" in der Schweiz forderte kürzlich einen ganz klaren Vorrang für erneuerbare Energien für die Schweiz.
Soviel werden sich die Schweizer also noch überlegen müssen. "Osthilfe" ja, aber wofür? Und wird die Öffentlichkeit, wenn überhaupt informiert wird, tatsächlich über die Hintergründe der Wirtschaftsinteressen informiert, die eigentlich das Geschehen dominieren? Vielleicht werden ja längst Schweizer Bankgarantien für die litauischen strahlenden Bautvorhaben verhandelt?

 Presseberichte dazu:
Nachrichten.ch
Zentralschweiz online
Schweizer Fernsehen
Basler Zeitung
Der Bund
Swiss Txt

Kommentare der NZZ zur geplanten Schweizer "Osthilfe":
"Osthilfe ist eine gute Investition"
"Chancen im wachsenden Europa sichern"

02 November 2006

Leben aus der Portokasse?

Nachdem die großen Banken Westeuropas sich in den vergangenen Jahren, nach langem Zögern, Partner in den baltischen Staaten gesichert haben, wird inzwischen auch versucht, potentielle Kunden mit Informationen über diese Länder zu versorgen. Zudem gibt es ja auch Unternehmer, die sich im Rahmen von Privatisierungen oder Geschäftsteilhaben ein Standbein zum Beispiel in Litauen sichern. Auch die Österreichische Landesbank (OeNB) versorgt ihre Kunden inzwischen mit Zahlen und Fakten über Litauen und stellt fest: Litauen ist dasjenige EU-Mitgliedsland, in dem die Einwohner am wenigsten Spareinkommen zur privaten Verfügung haben.

Die Landesbank stellt in einer Presseerklärung vom 16.10.2006 gleichzeitig heraus, dass Österreich in einigen Ländern Osteuropas inzwischen sogar auf Platz 1 der Direktinvestitionen gelandet ist: in Bosnien, Kroatien, Bulgarien und Slowenien. In Litauen liegt Österreich auf dieser Liste auf Platz 9. Interessant sind auch die Angaben zur Rendite dieser Investitionen: hier liegen mit der höchsten Rendite die Investitionen in Ländern wie Irland und Island vorn. Estland folgt auf Platz 4, Litauen auf Platz 7, Lettland erst auf Platz 9. In der österreichischen Presse (Kurier, Neues Volksblatt, Networld.at, Salzburger Nachrichten) wird ein weiterer Ländervergleich der OeNB zur "verfügbaren Volksvermögen" zitiert. Für die Medien Österreichs scheinen dabei zwar andere Schlagzeilen Vorrang zu haben ("Dänen sind doppelt so reich wie Österreicher"), aber Litauen taucht in dieser Statistik als dasjenige Land auf, das mit nur statistisch 3110 Euro pro Kopf an verfügbarem Geldvermögen in Europa an letzter Stelle liegt. Jedem Niederländer stehen dagegen im statistischen Mittel 93.415 Euro zur Verfügung, jedem Dänen noch 90.580 Euro und jedem Briten 88.573 Euro. In den Niederlanden macht das Geldvermögen insgesamt fast das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus. Alles Geldvermögen zusammengerechnet, kommt Litauen nur auf 11 Milliarden Euro und ist auch hier europäisches Schlußlicht.

01 November 2006

Litauen eröffnet Studienzentrum mit Fokus auf östliche EU-Nachbarländer

"Dies ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Kooperation innerhalb der Europäischen Union, und der akademischen Welt mit unserem Ministerium", - das sagte Žygimantas Pavilionis als Vertreter des litauischen Aussenministeriums anlässlich der Eröffnung des "Eastern Europe Studies Centre (EESC)" am 27.Oktober 2006 in Vilnius. Das EESC wurde vom Institut für internationale Beziehungen und politische Wissenschaften an der Universität Vilnius und dem litauischen Aussenministerium gegründet und soll laut Angaben der Betreiber den Status einer "Nichtregierungsorgansation" haben. Auch das finnische "Institut für internationale Beziehungen" (UPI) ist an dem Projekt beteiligt.

Die neue Einrichtung lenkt den Fokus der wissenschaftliche Arbeit von Litauen aus weiter nach Osten: nach Moldawien, Weißrussland, die Ukraine, und dem südlichen Kaukasus. Die Unterstützung für demokratische und zivilgesellschaftliche Aktivitäten ist dabei ausdrücklich Thema und Ziel der geplanten Aktivitäten - auch von Seiten der Europäischen Union oder auch den Gremien des Ostseerats war zuletzt mehrfach die Priorität für Weißrussland unterstrichen worden. Litauen hatte sich in der jüngsten Vergangenheit bereits mehrfach besonders für demokratische Initiativen in Weißrussland eingesetzt, unter anderem durch Unterstützung für Studierende aus Weißrussland.

Den Worten der neuen EESC-Direktorin Kristina Vaičiūnaitė zufolge sollen Analysen zur Situation in den östlichen Nachbarstaaten der EU sowie ein Angebot an Trainingsmaßnahmen zu den zukünftigen Stärken des EESC zählen. Für Interessierte hier die Adressanschrift:

Eastern Europe Studies Centre

D.Poškos str. 59,
LT-08114 Vilnius, Lithuania
Tel. (370 5) 270 59 93
Fax. (370 5) 273 69 53
info@eesc.lt