15 Mai 2007

Chaos statt Kultur - Team der Kulturhauptstadt Europas 2009 tritt zurück

Es hatte schon länger rumort als am 15. Mai um 11 Uhr die Bombe platzte: Nach der Programmdirektorin Elona Bajorinienė trat auch Rūta Vanagaitė, die ausführende Leiterin der Öffentlichen Gesellschaft "Vilnius - Kulturhauptstadt Europas 2009" zurück. Beide protestierten damit gegen die mangelnden Führungsqualitäten der Generaldirektorin Giedrė Kabašinskienė, die damit alleine im Führungsgremium der Gesellschaft sitzt. Auch die am Dienstag morgen hektisch zusammengerufene Krisensitzung im Kultusministerium brachte keine Lösung. Rūta Vanagaitė forderte öffentlich im Radio eine neue Leitung des Prestige trächtigen Projektes.

Wie immer haben die Litauer spät mit ernsthaften Vorbereitungen begonnen. Das geplante Budget von 80 Mio. Litas (rund 23 Mio. Euro) nimmt sich im Vergleich zu den 60 Mio. Euro von Linz in Österreich, der zweiten Kulturhauptstadt Europas 2009, eher bescheiden aus. Bei den Litauern gibt es ein Sammelsurium von 130 Projekten. Die Direktorin trat schon mal im staatlichen Radio auf und ließ sich von anrufenden Rentnern belehren, dass Litauen sich mit Volksmusik und Mittelaltergeschichte und nicht mit irgendwelchem bunten "Lärm" darstellen solle.
Zu den wenigen bis jetzt sichtbaren Aktionen der zukünftigen Kulturhauptstadt zählen: Bilder von berühmten Komponisten auf öffentlichen Bussen und ein Straßenmusikfest, das allerdings von einem der berühmtesten litauischen Poprock-Musiker, Andrius Mamontovas, organisiert wurde.
Es ist also nicht verwunderlich, dass der Generaldirektorin
Führungsschwäche vorgeworfen wird. Als ihre einzige bedeutende Berufserfahrung gilt ihre vorherige Arbeit als als Kulturataché in Frankreich.
Der Kulturminister indes stellte sich demonstativ hinter die Direktorin und tat die Kritik als "persönliche Ambitionen" ab. Unter Kulturschaffenden hingegen wird das ganze staatlich organisierte Programm wiederrum als bürokratisches Monstrum kritisiert, von denen wie immer nur wenige profitieren.

Offizielle Seite "Culture Life 09"
Nachricht von www.delfi.lt
Straßenmusikprojekt von Andrius Mamontovas

08 Mai 2007

Chor ist eine Lebensschule

"Chor ist eine Lebensschule" - so zitiert das Wiesbadener Tagblatt Chorleiter Roman Twardy in der aktuellen Anküdigung der Konzerte des Knabenchores Wiesbaden für den 12.Mai und 3.Juni 2007.
Kurz vor Ostern 2007 war der Chor bei Partnerchören in Litauen zu Gast: in Kaunas, Šiauliai und Klaipeda. Ein ausführlicher Reisebericht ist jetzt im Internet nachzulesen.

Links zum Thema:

Wiesbadener Knabenchor, Infos zu den Gastchören aus Litauen

Konzertankündigungen

Reisebericht Litauen 2007

Partnerchöre:
VARPELIS (Kaunas)
Dagilėlis – (Šiauliai)
Gintarėlis – (Klaipeda)

07 Mai 2007

DGB: Vorbild Litauen?

Bei der Familienförderung lohne ein Blich nach Litauen - so äusserten sich kürzlich Vertreter/innen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) gegenüber der Nachrichtenagentur DPA (nachzulesen bei MV Regio).

Lisanne Straka vom DGB- Projekt Work-Life-Balance im Ostseeraum sagt es dort so: "In Litauen bekommen beispielsweise Eltern in der Elternzeit im ersten Lebensjahr ihres Kindes 85 Prozent ihres Lohnes weiter gezahlt, ab Mitte des Jahres soll dieses Elterngeld für das erste halbe Jahr sogar auf 100 Prozent angehoben werden."

Litauen sei stark von Auswanderung von Fachkräften betroffen, so hat es der DGB erkannt. Deshalb gäbe es auch Kündigungsschutz für Ehepaar bis zum 4.Lebensjahr ihres Kindes.

Kulturhauptstädte machen Europa

Am 24.-26.April 2007 fand in Essen die dritte gemeinsame Tagung der aktuellen und zukünftigen Kulturhauptstädte statt. Erstmals wurde eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, deren Wortlaut auf jetzt auf der Webseite "Kultur macht Europa" nachzulesen ist.
Gleich zwei Städte aus den baltischen Staaten haben bei der Erklärung mitgewirkt: Außer Liverpool und Stavanger (Kulturhauptstädte 2008), Essen, Pécs, und Istanbul (2010), auch Linz und Vilnius für 2009 und Turku und Tallinn (2011 ).

Betont wird unter anderem, dass:
- über die Rolle der Kultur in der urbanen Gesellschaft neu nachgedacht werden soll
- eine nachhaltige Erneuerung der Kulturpolitik angestrebt wird,
- eine Balance der Betonung von Lokalem und Europäischen versucht werden soll, und
- Veränderungen im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten seien, und daher der kreative Sektor vorangebracht werden muss, auch indem man voneinander lernt.


Am 7. und 8.Juni findet in Berlin der Kongreß "Kultur macht Europa" statt. (das Programm dazu findet sich
HIER)

Unterdessen trafen sich der litauische Ministerpräsident Gedeminas Kirkilas und der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in Wien zu Gesprächen zur wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit beider Länder (siehe auch: Österreich-Journal). Die Perspektive ist auch hier auf die beiden Kulturhauptstädte Linz und Vilnius im Jahr 2009 ausgerichtet.

Österreich würde in Litauen vor allem wegen seiner Literatur und seiner Musik geschätzt, so zitiert das Österreich-Journal. Die Berge, die Berge, wo aber bleiben die Berge? Außer der landschaftlichen Schönheit hängen für die Litauer damit ja wohl auch noch ein paar Arbeitsplätze in der Gastrowirtschaft er Alpen damit zusammen, oder?