27 März 2009

Champagnerluft zum Fußballtraining

"Champagnerluft und Tradition" - so wirbt die Stadt Bad Homburg für ihre Reize. Als Wohnort sicherlich einer der exklusivsten "Außenbezirke von Frankfurt" (für automobile Pendler mit Lust auf einen Landsitz). Für litauische Sportler offenbar nun Ort der Wahl zur Einstimmung auf international anspruchsvolle Aufgaben.

Drei Tage lang bereitete sich die Fußball-Nationalmannschaft im "Sportzentrum Nordwest" in Bad Homburg auf die am Wochenende anstehenden schweren Qualifikationsspiele gegen Frankreich vor. Wo sonst eher Kuren gebucht werden, forderten jetzt die Litauer "eine Flutlichtanlage, Umkleidekabinen, zwei bewegliche Tore, exklusive Nutzung des Platzes und einen ständig bereit stehenden Platzwart", so kündigte es der Pressedienst der Gastgeber an. Dennoch scheint auch die Verbindung zwischen "Kur Royal" und Sportlerschweiß durchaus beabsichtigt zu sein: "zuletzt hatte Tennis-Profi Rainer Schüttler, früher ein Bad Homburger, im Kur Royal Aktiv vor seinen Matches trainiert", verkündt Kurdirektor Rolf Wolter nicht ohne Stolz.

Viele der litauischen Fußballprofis verdienen ihr Geld inzwischen nicht mehr in (der Basketball-Hochburg) Litauen. Aus Schottland, Rumänien, Polen, Russland reisen sie an, und daher ist die Nähe des Flugdrehkreuzes Frankfurt/Main durchaus das beste Argument für die Ortswahl.

Litauen spielt am 28.März in Kaunas und am 1.April in Paris gegen Nationalmannschaft Frankreichs. Bad Homburgs Kurdirekter jedenfalls wirbt öffentlich um seine litauischen Gäste: "Wir werden es ihnen schwer machen, nicht wieder her zu wollen", so Wolter in der Frankfurter Rundschau. Dem Lokelreporter der Taunus-Zeitung ist auch Klaus Thomforde aufgefallen, früher Kult-Keeper bei St.Pauli, heute Torwartrainer der Litauer. Auch Jens Schmadtke, ebenfalls mal Bundesliga-Torhüter, wird als "Praktikant" bei den Litauern ausgemacht.
Auf der Webseite der Litauischen Volksgemeinschaft in Deutschland verrät der deutsche Manager der litauischen Fußballer, Tony Päffgen: „Fußball-Profis sind wie Kinder, wenn sie sich an einem Ort wohlfühlen, dann ist das schon die halbe Miete.“
Ein wenig Lokalpresse hat sich auch schon eingestellt. "die Litauer bevorzugen bissfeste Nudeln", verkündet 'Rhein-Main-Net'. -


Na, allen Erfahrungen mit Sportlern zufolge, ist ein wenig "Aberglaube" ja immer dabei. Sollten die Litauer gegen Frankreich gewinnen oder zumindest ein gutes Spiel machen, dann wird auch Bad Homburg in guter Erinnerung bleiben. Vorausgesetzt natürlich, die "Miete" ist nicht unbezahlbar.
Interessante Vergleiche stellte zum Abschluß wieder die "Frankfurter Rundschau" an: während die Franzosen an der Cote d'Azur trainieren, gewöhnen sich die Litauer in Bad Homburg eher an Eis und Schnee. Wer wohl die Wetterkarte von Kaunas und Paris besser studiert hat?









Webseite des litauischen Fußballverbands

Infos zur litauischen Fußball-Nationalmannschaft (lit.)

06 März 2009

Vilnius stellt sich in Bremen vor

Selten sind die litauischen Farben so deutlich in Bremen zu sehen: den Bremer Roland kleidet das litauische Ambiente eigentlich ganz gut, so mag sich vielleicht auch die Delegation mit Verkehrsminister Eligijus Masiulis gedacht haben, die am 5.März zur Eröffnung der litauischen Kulturwoche in der Hansestadt weilte.

Nicht um die Hanse, wohl aber um Schiffahrt, Verkehr, Logistik, Häfen und Transportwege ging es bei den Gesprächen mit der Bremer Handelskammer, die der abendlichen Eröffnungsveranstaltung vorausgingen. Vorsichtige Fragen nach möglichen Auswirkungen der globalen Finanzkrise begegneten die litauischen Unternehmer durchweg mit Optimismus: gerade solche Zeiten seien ja dazu da, die Sachlage einmal sorgfältig zu analysieren. Die Effektiviät könne in vielen Bereichen noch gesteigert werden, und in manchen Bereichen sei es zu beobachten, dass sich auch Warenströme weniger Richtunge Asien und China, sondern zurück Richtung Westeuropa orientierten.

Nicht zum ersten Mal war bei dieser Gelegenheit von litauischer Seite zu hören, das Land biete sich auch als Drehscheibe und Brücke in die mittelosteuropäische Region an: wo noch vor 10 Jahren deutsche Unternehmer in den baltischen Staaten lediglich einen Trittstein nach Russland sahen, ist nun auch von der Ukraine oder Belorussland die Rede - eine demokratische Entwicklung dort natürlich vorausgesetzt.
Eine Belastung gerade für neue Planungen und Projekte sei es allerdings, dass in Litauen die Banken kaum noch Kredite vergeben. Da schien bei der etwas scherzhaft geäusserte Frage, ob sich nicht deutsche Banken hier stärker "einkaufen" wollten, auch ein ernsthafter Hintergrund durchzuschimmern. Angeblich habe die Deutsche Bank schon konkrete Überlegungen unternommen, sei dann aber durch die Finanzkrise vorläufig gestoppt worden.
5 Milliarden Litas (ca. 1,44 Milliarden Euro) Defizit weise gegenwärtig der litauische Staatshaushalt auf, so Minister Masiulis. 2 Milliarden davon wolle die neue litauische
Regierung durch eine Steuerreform herunterschrauben. Für Unternehmer werde es aber keine wesentlichen Steuererhöhungen geben, kündigte Masiulis an.

Der Litas ist fest an den Euro gebunden, für den litauischen Export ist ein starker Euro daher nicht unbedingt ideal. Aber nicht alle vorhandenen Kapazitäten zwischen Deutschland und Litauen seien momentan voll genutzt - darauf hoffen diejenigen Unternehmer, die hier einsteigen wollen. Der Besuch in Bremen habe auch der Erkundung neuer Verkehrsverbindungen, insbesondere im mLuftverkehr, gegolten, war aus Delegationskreisen zu hören. Da darf man gespannt sein, was die nächste Zukunft bringt. Der Europäischen Kulturhauptstadt Vilnius könnte es jedenfalls gut tun, wenn das gerade erwachende Interesse potentieller Besucher nicht durch weitere ökonomische Wellentäler abgebremst werden würde.

Mehr zur Litauischen Kulturwoche "Rendezvous mit Vilnius" in Bremen: vilnius-bremen