23 Dezember 2015

Kaunas Bilanzen

Eine interessante Jahresbilanz für die Stadt Kaunas, Litauens zweitgrößte Stadt, zieht Daiva Repečkaitė für den "Lithuania Tribune" (siehe auch Delfi.lt). In Kaunas habe sich einiges geändert im Laufe des Jahres 2015: erneuerte Brücken, umgestaltete Fußgängerbereiche, bessere Straßen - und alles unter einem neu gewählten Stadtparlament. Nur die Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger sei etwas auf der Strecke geblieben.

Visvaldas Matijošaitis, Unternehmer und einer der reichsten Männer Litauens, machte sein Geld vor allem mit Fischkonserven, Surimi-Fischbrei, und französischen Autos (Vičiūnai-Gruppe). Zu Sowjetzeiten noch im Militär Seit 2011 war er Mitglied im Stadtrat, seit einigen Monaten ist er Bürgermeister von Kaunas. "Bleib ruhig und stimm für Matijošaitis", so der Slogan der Wahlkampagne seiner Wahlliste "Vieningas Kaunas" ("Vereinigtes Kaunas"), einer Wirtschafts-nahen Vereinigung.

Während einige in Kaunas schon davon träumen, im Jahr 2022 "Europäische Kulturhauptstadt" werden zu können - ein Titel, den Vilnius 2009 trug - liegen die größten Probleme immer noch in der fehlenden Wirtschaftskraft und Abwanderung junger Leute - sowohl nach Vilnius, wie vor allem in andere europäische Länder wie Irland, Großbritannien oder auch Deutschland. Litauische Jugendliche müssen vor allem eine Chance auf einen Arbeitsplatz bekommen, damit sie "nicht ihre Heimatstadt verlassen, sondern ihr Leben gestalten und das Leben in ihrer Stadt mit gestalten“ - so bekamen es auch schon Besucherdelegationen aus Deutschland von Bürgermeister Matijošaitis zu hören (lippe-news).

Kritiker, wie Journalistin Repečkaitė hingegen, weisen eher auf den verschwenderischen Lebensstil des Ferrari-Fahrers Matijošaitis hin, der sich auch wohl kaum von den wirtschaftlichen Interessen der ihm gehörenden Firmen distanzieren könne, als kaum als neutral angesehen werden könne; so wie im Fall des alten Hotels "Respublikos" in Kaunas, das jahrelang als unfertige Ruine dastand und die Vičiūnai-Gruppe dann als möglicher Käufer auftrat. Andererseits: der zentrale Busbahnhof der Stadt zog vorübergehend an das Shoppingcenter "Akropolis" um, während der alte Platz umgebaut wird. Und Erleichterungen auch für kleine Unternehmer kündigte die Stadt - ganz modern - Neuerungen per Twitter unter dem Hashtag "#permainos_Kaune" an.

Kaunas wünscht, jede Bürgerin und jeder Bürger mögen
glücklich sein mit und in ihrer Stadt
Auch zu anderen Themen gibt es unklare Tendenzen: einerseits will die Stadt Teil der Altstadt Kaunas, mit Schwerpunkt auf die Architektur der Zwischenkriegszeit, auf die Liste des UNESCO Welterbes setzen lassen (15min); andererseits tue die Stadt nichts dagegen, dass gerade in diesem Bereich einige Hauseigentümer ihre Gebäude völlig verfallen lassen. - Während einige Universitäten in Vilnius, Kaunas, Šiauliai und Klaipėda ihre Kräfte zusammentun und Institute zusammenlegen, gab es in Kanaus Ärger um eine von der Polizei gewaltsam beendete Studentenaktion am 1.September, zu Beginn des neuen Schuljahres. Die Studierenden hatten ein "Glückrad" aufgestellt, und wer sich daran versuchte, konnte allerdings auch bei "Niedriglohnjobs", "Emigration ins Ausland" oder anderen schlechten Zukunftsprognosen landen. Obwohl selbst der Uni-Rektor sich für die Aktivisten einsetzte, wurde einer der Organisatoren sogar vor Gericht schuldig gesprochen, da er gemäß litauischen Gesetzen bereits vorher alle anzumeldenden öffentlichen Aktivitäten genau hätte beschreiben müssen.

Dann gab es eine Initiative von einigen Geschäftsleuten, den Fußgängerbereich der Laisves Allee teilweise für Autos zu öffnen - offenbar um wohlhabendere Kunden anlocken zu wollen. Die Bürger protestierten, aber es ist immer noch nicht sicher, dass die Stadt nicht doch Ähnliches plant. Beim Straßenbau wiederum änderte sich zwar einiges zum Besseren, aber ohne eine Förderung des Fahrradverkehrs - anders als in Vilnius, wo ein öffentliches Fahrrad-Verleihsystem relativ erfolgreich ist.
Die im November eröffnete neue Panemunė-Brücke lobten die Politiker wegen ihrer schnellen Fertigstellung - zur Deckung der 30 Millonen Euro Baukosten musste die Stadt neue Kredite aufnehmen. Von einer anderen, der Aleksotas-Brücke, wurden die alten Sowjetsymbole entfernt und die Brücke in "Vytautas-der-Große-Brücke" umbenannt. Auch durch die Inbetriebnahme der Rail-Baltica Eisenbahnlinie steht Kaunas noch Änderungen bei der Verkehrsentwicklung bevor.

Auch Sportfans können mit dem Sportjahr in Kaunas einigermaßen zufrieden sein: Žalgiris Kaunas wurde erneut litauischer Basketballmeister und in der Euroleague landete man vorerst unter den besten 16 Mannschaften. 
Ein neu gegründetes Filmbüro versucht, Kaunas als Kulisse für Filmproduktionen anzubieten, und ist froh, dass sowohl eine Neuverfilmung von "Anna Karenina" (Christian Duguay) wie auch ein Mercedes-Imagefilm ("die Geschiche der Silberpfeile") dies schon realisiert haben.

Um zu Daiva Repečkaitė zurückzukehren: eigentlich steht es gar nicht schlecht um Kaunas, lautet ihre Bilanz; einzig ob die Einwohner der Stadt wirklich bei der kommenden Entwicklung mitbestimmen können, das muss vorerst noch offen bleiben.

14 Dezember 2015

Baltische Lichterkette

Nein, kein Weihnachtsbaum wurde heute entzündet, aber immerhin die neue Energietrassen "Nordbalt" (mit Schweden) und "LitPol" (mit Polen) wurden heute symbolisch in Vilnius symbolisch in Betrieb genommen. Ein Ereignis, zu dem immerhin die lettische Noch-Ministerpräsidentin Straujuma und der estnische Regierungschef Rõivas neben schwedischen und polinischen Vertretern angereist waren, um jeweils ihr symbolisches Knöpfchen in dieser Lichterkette, installiert in der großen Halle des Präsidentenpalastes - drücken zu können (Pressedienst der Presidentin). 

Eine 700MW-Verbindung mit Schweden und eine 500MW-Verbindung mit Polen sollen in der Zukunft die Energieversorgung Litauens unabhängiger und ausgewogener machen. Präsidentin Gribauskaite betonte dabei auch, dass 25 Jahre nach Wiedererringung der Unabhängigkeit habe Litauen nun seine Eigenständigkeit konsolidiert und sei in der Lage, über wichtige Zukunftsfragen selbst zu entscheiden. Litauen sieht sich weiterhin auch als Vorreiter bei der Sicherung der Energieversorgung für die gesamte Region. "Eine Energie-Insel wurde zum Baltic Power Ring," so Präsidentin Gribauskaite.
Das LitGrid-System ist derzeit bemüht, in Zukunft zumindest digitale Transparenz zu bieten: die Webseite ist prall gefüllt mit animierten Echtzeit-Daten zur Stromerzeugung und Stromverbrauch. 
Von Litauen aus führt eine 400 kV Überlandleitung über 163 km über Alytus und Lazdijai in Litauen nach Podlachia, Warmia and Mazuren in Polen.
Das NordBalt-Projekt verweist stolz darauf, eines der längsten Seekabel der Welt gebaut zu haben - von Nybro nach Klaipeda (siehe Presseinfo). 

Noch wenig Konkretes wurde bekannt zur Preisentwicklung für die Verbraucher. Die Betreiber und die beteiligten Staaten sprechen vor allem von der Energie-SICHERHEIT, weniger von der Bezahlbarkeit der Energieversorgung. Die litauischen Energiekunden werden das also noch abwarten müssen. Eines dürfte aber klar sein: vom Land mit maroden Atomkraftwerken ist Litauen inzwischen auf dem Weg, Teil des nordischen Energieversorgungsnetzes zu werden - inklusive dem dort noch bestehenden Mangel an Zukunftssicherheit, der noch besteht: fossile Brennstoffe bilden noch 25% des finnischen Systems (und sogar 88% des polnischen), 41% der Energie in Schweden und 35% in Finnland kommen immer noch aus der Atomkraft. Ein Stück Unabhängigkeit hat Litauen gewiß nun erreicht - vor allem gegenüber einem möglichen russischen Marktdiktat - aber an der Zukunftssicherheit muss weiter gearbeitet werden. Ein Teil der Argumentation, neue Versorgungsleitungen bauen zu müssen, basierte auf steigendem Stromverbrauch in den baltischen Staaten - auch das bleibt ein Arbeitsfeld; bezüglich intelligenter Lösungen des Stromsparens bleibt Litauen noch Entwicklungsland.

28 November 2015

Litauen - Modell für Europa?

Die drei Präsidenten der baltischen Staaten - genauer gesagt zwei Präsidenten und eine Präsidentin - trafen sich kürzlich im litauischen Badeort Palanga zum alljährlichen Gedankenaustausch.
"Ein Modell für Europa" titelt die Pressestelle der Präsidentin. Ein Modell, wofür? In Litauen kommt die "baltische Einheit" gefühlt dreimal so oft auf die Tagesordnung wie in den beiden Nachbarstaaten. Litauen sieht sich gern in der Rolle des Koordinators in Ostmitteleuropa - während ja zum Beispiel Estland kaum eine Gelegenheit auslässt, um sich eher dem Attribut "nordisch" statt baltisch anzunähern. Was also kann daran Litauen als modell- oder vorbildhaft empfinden?

Das Flüchtlingsthema kann es schon mal nicht sein. Litauen vorbildhaft? "Die chaotische Flüchtlingskrise", so nennt es Frau Präsidentin (siehe Presseerklärung). Diese Flüchtlingskrise vergrößere die Bedrohung durch den sogenannten "Islamischen Staat". Wie bitte? Wird hier nicht Ursache und Wirkung verwechselt? Die beiden Amtskollegen widersprachen offenbar nicht. Sicherung der EU-Grenzen und Registrierung aller Flüchtlinge seien die dringlichsten Ziele (siehe Presseerklärung des lettischen Präsidenten). Registrierungszentren wohl gemerkt in Griechenland und Italien, ergänzt Gribauskaite. Also alles möglichst weit weg von Litauen.

Interessant sind die Zwischentöne - Lesen zwischen den Zeilen. Offenbar hat der estnische Präsident Ilves etwas andere Töne angeschlagen als die beiden Kollegen. Bereits einige Tage vorher, auf dem "Churchill Europa Symposium" der Universität Zürich hatte er ausführlich an die vielen Flüchtlinge erinnert, mit denen Europa nach dem Weltkrieg fertig werden musste (siehe Redetext). Sein abschließendes "It can be done" klingt beinahe wie das Merkelsche "Wir schaffen das".

Litauen dagegen beschwört die "baltische Einheit" als Modell für Europa. Nun gut, wer sich an die eher kümmerlichen Versuche der Zusammenarbeit in der Zwischenkriegszeit erinnert, könnte wirklich auf das heute Erreichte stolz sein: wenigstens dann, wenn es um etwas mit Bezug auf die Ereignisse um 1990 / 1991 geht, kann der damalige Schulterschluß symbolisch wiederholt werden.

Ein weiterer Versuch einer "baltischen Einheit" war Anfang November die gemeinsame Erklärung der drei Justizminister, weiterhin eine Entschädigung von Russland (als Rechtsnachfolger der Sowjetunion) für die Okkupationszeit fordern zu wollen. Allerdings werden die drei Regierungen wohl auch diese Initiative mit sehr unterschiedlicher Intensität betreiben: wiederum ist es Estland, das wegen gerade kurz vor einer Lösung stehender Grenzfrage mit Russland nicht gerade neue, laute Streitigkeiten vom Zaun brechen möchte. Der estnische Regierungschef Rõivas sprach sich sogar gegen eine Entschädigungsforderung aus (DIE ZEIT), und die estnische Regierung gab bekannt, ein solcher Schritt sei überhaupt nicht im Ministerkabinett besprochen worden (ERR). Am 9.12. gab Rõivas bekannt, seine Regierung werde in keinem Fall eine Entschädigungsforderung an Russland richten, da dieser Weg eine Sackgasse sei (ERR).

Und so wird die Sache mit der "Entschädigung" eben geschickt formuliert: es werden keine Summen oder gar Zahlungsfristen genannt, sondern lediglich die Vereinbarung getroffen, mögliche Schäden "berechnen" zu wollen. Es klingt eher wie die Ankündigung einer unangenehmen Klassenarbeit für Mathe-Hasser - aber wer genug eigene Probleme hat, und auch auf europäischer Ebene sich momentan eher wegzuducken tendiert, der posiert eben gern in eingeübten Posen.

Nachtrag:
Wie leicht es fällt, das eigene Land sogar im Weltmaßstab an die Spitze zu schreiben, zeigt die präsidentiale Pressemitteilung vom 30. November zum Kilmagipfel in Paris. "Lithuania among world leaders in fighting climate change" heißt es da.
Litauen an der Weltspitze? Beim genauen Lesen fällt dann auf: gemeint war nicht das Land, sondern lediglich dessen Präsidentin. "President among world leaders" - also Frau Gribauskaite war dabei, als sich die "Weltenlenker" trafen, also: nicht Litauen unter den Führenden, sondern einfach Frau Präsidentin. Das muss doch reichen, oder?
Beim Blick auf die Fakten bleibt von litauischer Seite völlig unerwähnt, was die Mehrheit zumindest in Europa umweltpolitisch am meisten zum Aufatmen brachte, was Litauen angeht: das Abschalten des ehemals als größten Atomkraftwerks der Welt geplanten Meilers nahe Ignalina. Hier war wirklich Litauen führend - nur, im eigenen Land wollen immer noch einige AKWs neu bauen. Ob man also auf Litauens nachhaltig umweltfreundliche Entwicklung vertrauen kann? Es wird nicht reichen nur mit den "World leaders" einen Kaffee zu trinken, wie üblich.

26 Oktober 2015

Geburtsort: Litauen!

Erstaunlich, erstaunlich: 25 Jahre lang ist Litauen nun wieder ein unabhängiger Staat, spätestens seit dem EU-Beitritt 2004 sollte ja auch in Deutschland bekannt sein, dass es dieses Land gibt, und das es gar nicht mal soweit weg ist - sogar ein Telefongespräch mit entsprechenden Behördenkollegen wäre möglich, falls Zweifel aufkommen sollten.
Nun beschwert sich Litauen ganz offiziell darüber, viele Beschwerden von Litauerinnen und Litauern zu bekommen, die in Deutschland leben.

Deutsche Dokumente, die Litauern ausgestellt werden, haben offenbar bisher immer das Geburtsland als "Sowjetunion" ausgewiesen, wenn es um ein Datum zwischen 1940 und 1990 lag. Litauen (das litauische Außenministerium) erinnert nun daran, dass die Bundesrepublik Deutschland ja die Okkupation Litauens nie rechtlich annerkannt habe, also schon deshalb der Vorgang merkwürdig sei, wenn deutsche Behörden heute nun plötzlich einen Geburtsort "Sowjetunion" ausweisen wollen. Litauer sind stolz darauf in Litauen geboren zu sein! Zumindest das wird hier deutlich. Und nun, am 22.Oktober, meldeten die litauischen Behörden Erfolg: in einer diplomatischen Note des Auswärtigen Amtes in Berlin sei mitgeteilt worden, das deutsche Ministerium für Inneres darauf hingewiesen zu haben, dass als Geburtsort immer "Litauen" ausgewiesen werden solle.

Nur ein Stück Bürokratie? Postsozialisten und Poststalinisten reden und schreiben ja gern vom "postsowjetischen Raum" - obwohl zu sowjetischen Zeiten ja auch niemand einen "postlitauischen Raum" erkennen wollte. Ob "Novosti", "RTDeutsch" und "Sputniknews" da wieder "Geschichtsfälschung!" schreien werden?? - Die litauische Haltung scheint klar: Wir wurden in jedem Fall in Litauen geboren, das sollte doch einfach zu merken sein!

Ganz eindeutig liegt die Sache allerdings nicht - wenn man sich vergleichbare Fälle ansieht. Zwar zeigen sich die Litauer in dieser Sache hartnäckig, wie ähnliche Ersuchen in Richtung Belgien zeigen. Auf deutsche Verhältnisse übertragen könnten ja auch diejenigen klagen, in deren Dokumenten ein Ort der früheren DDR eingetragen ist, so wie im Streitfall der vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden Württemberg entschieden worden ist. Dort hatte eine Frau geklagt, in amtlichen Dokumenten ihren Geburtsort nur "Chemnitz" eingetragen zu sehen, und nicht etwa "Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz". Ihr Einspruch wurde vom Gericht mit der Begründung abgewiesen, die Umbenennug der Stadt Chemnitz, die seit 1953 auf Beschluß der DDR-Regierung  "Karl-Marx-Stadt" genannt wurde, sei "sachlich richtig" gewesen (1990 votierten 75% bei einer Volksabstimmung für die Rückbenennung). Es wurde allerdings zugestanden, dass es in den 16 Bundesländern auch unterschiedliche Rechtssprechung und Verfahrensweise geben könne, und die teilweise mit Abkürzungen versehene Ortsbezeichnung besonders im Ausland zu Irritationen führen könne.

Ob also Litauer in Deutschland wirklich auf eine formelle Distanzierung von ihrer Sowjetvergangenheit Anspruch haben werden? Es gibt sicher noch andere Beispiele, dass nachträgliche Änderung der staatlichen Zugehörigkeit eher unüblich ist. So gibt es Menschen, die im Elsaß geboren wurden, als es zu Deutschland gehörte (1940-45 "deutsch besetzt"), bei Ostpreußen könnten ähnliche Fragen auftauchen - in beiden Fällen wird niemand nachträglich sich als geborenen Franzosen, Russen oder Polen ausweisen wollen. Wer allerdings nur den Zusatz "DDR" zu seiner Geburtsstadt löschen lassen möchte, soll auch schon erfolgreich gewesen sein. - "Back in the USSR" sangen 1968 die Beatles, und setzten fort "you don't know how lucky you are". Manche unterstellten ihnen damals Sympathie für die Sowjetunion. Allerdings gaben sie später zu: "Wir wussten fast nichts über die UdSSR, als wir das Lied schrieben." "Geboren in Sowjet-Litauen" ist nun offenbar im Land Lietuva ein "No-Go" geworden. 

30 September 2015

Palast mit Vergangenheit

Der Sportpalast in Vilnius ist heute eine eher einsame Stätte: das "Žalgirio stadionas", 1950 zunächst mit Fußballsplatz, Aschenbahn und Westtribüne eröffnet, später mit Ringtribünen aus Stahlbeton weiter ausgebaut, heute als Überrest vermeindlich heroischer Sowjetzeit leerstehend. Es grüßen noch zwei schöne, mit Reliefs geschmückte Eingangstore. Zu Zeiten des Baus mit 18.000 Zuschauern das größte von damals drei Stadien in Vilnius, 1955 noch durch ein Hallenbad ergänzt - das allerdings bereits 2004 abgerissen wurde.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der von Eduardas Chlomauskas projektierte Sportpalast, dem wegen des üppig zur Schau gestellten Baumaterial (béton brut) das Stichwort "Brutalismus" zugeordnet wird.
Zuletzt einige Jahre ungenutzt: der inzwischen unter
Denkmalschutz gestellte Ex-Sportpalast in Vilnius
Angeblich sei der Entwurf nur vom Sportpalast in Minsk kopiert worden, meinen Architekturkritiker, andere wiederum meinen auch Parallelen in Westeuropa zu erkennen. 6.000 Gäste sollten im Inneren Platz finden, und zu Sowjetzeiten gab es ein Restaurant, zu dem nur hochrangige Parteimitglieder Zutritt hatten.
Auch der zweite Kongress der "Sajudis" tagte einmal hier. Im Januar 1991, nachdem die sowjetischen Sondereinheiten der "Schwarzen Barette" versucht hatte die Volksfront-Regierung zu stürzen, waren einige Tage die Toten der Ereignisse rund um den Fernsehturm im Sportpalast aufgebahrt.

Einen etwas anderen Blick auf den Sportpalast gewinnen diejenigen, die sich auch für die jüdische Vergangenheit von Vilnius interessieren. Da ist - neben den reichhaltigen Beiträgen jüdischer Kulturschaffender zum unabhängigen Litauen, der sowjetischen Besetzung wie der durch die Nazis, und dem darauf folgenden Holocaust - auch die Nachkriegszeit interessant. Die sowjetischen Behörden taten wenig bis nichts, um die jüdische Gemeinde zu fördern. Der Historiker Götz Aly schrieb dazu in einem Beitrag für die Berliner Zeitung: "Von den 60.000 Juden Wilnas tauchten nach dem Rückzug der Wehrmacht im Sommer 1944 einige Hundert wieder auf. Sie eröffneten eine Volksschule, ein Museum und feierten von 1944 bis 1946 ihre Gottesdienste in der stark beschädigten, etwas hergerichteten und reparablen Großen Synagoge."
Das schwer beschädigte Gebäude der Große Synagoge wurde dann abgerissen, den berühmten Friedhof im Stadtteil Šnipiškes ebnete man ein - genau, um Platz zu schaffen für den Bau des Sportpalastes.

So bleibt auch noch ein Stückchen Diskussion um die zukünftige Nutzung des Gebäudes. 2009 wehte Vilnius dann ganz offiziell die Dynamik dieser Diskussion ins Gesicht: nicht nur, dass die Litauer gerade in diesem Jahr von der weltweiten Wirtschaftskrise überrascht wurden und viele gute Projektideen unrealisiert blieben, sondern auch die Überbeibsel unvollständig oder gar nicht aufgearbeiteter jüdischer Geschichte der Stadt flogen den Organisatoren damals ins Gesicht (siehe Zeitungsbeiträge wie WELT, Süddeutsche Zeitung,

Gegenwärtig bemüht sich der litauische Ministerpräsident Algirdas Butkevičius in Gesprächen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde Vilnius eine gemeinsame Basis zu finden für die Zukunft. Denn abgerissen werden wird der Sportpalast zwar nicht, aber Butkevičius hatte das Versprechen abgegeben, künftige Projekte an diesem Ort nur dann zu realisieren, wenn die jüdische Gemeinde zustimmt. Auch mit seinem Amtskollegen in Isreal, hatte der litauische Regierungschef das Vorhaben erörtert.
Nun soll das Gebäude also als Ort für Konferenzen und Kongresse modernisiert werden. Ein neues Zugeständnis ist nun, dass in der Halle keine Konzerte stattfinden sollen. Ein kleines, eher symbolhaftes Zugeständnis in Erinnerung an diesen Ort.
Geplant ist der Kauf des Geländes durch die staatliche "Turto Bankas", die 5,6 Millionen Euro dafür bereit stellt. Ein Teil des Geländes war bisher im Besitz der inzwischen bankrotten "Ūkio Bankas Investicinė Grupė", ein anderer wird von der "Žalgirio Sporto Arena" angekauft.
Butkevičius äußerte die Hoffnung, das neue Konferenzzentrum im Jahr 2018 fertiggestellt zu sehen, pünktlich zum 100.Jubiläum der wieder hergestellten litauischen Unabhängigkeit.

21 August 2015

Litauischer Bernstein, teurer Bernstein

Werden die Souvenirs in Litauen demnächst erheblich teurer werden? Jedenfalls sind erhebliche Steuererhöhungen für die Bernsteingewinnung im Gespräch - Bernstein wird ja nicht nur, wie manche vielleicht glauben, von Sammeln am Strand gefunden, sondern auch in großen Mengen aus oberflächennahen Bernsteinschichten abgebaut. Wie das genau vor sich geht, haben die litauischen Bernsteinmuseen anschaulich (auch auf Deutsch) dargestellt (siehe Webseite). Diesen Angaben zufolge wird nahe des Ortes Prikulė schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts industriell nach Bernstein gesucht, damals mit dampfbetriebenen Bernsteinbaggern.

Bernsteinstaub wurde ja angeblich früher als Opfer für die Götter verwendet - heutzutage wird das Opfer eher der Steuerbehörde gemacht. Die Bemessungsgrenze liegt dabei bei 40mm (0,4cm): Stücke die kleiner sind, sollen laut einem Vorschlag des litauischen Umweltministeriums künftig pro Kilogramm 280 Euro Steuerabgabe verpflichten, größere Stücke sogar 900 Euro.

Auf 120 Tonnen Berntstein wird das Vorkommen bei Juodkrante geschätzt. Gegenwärtig liegt der Steuersatz für jedes Kilogramm Bernstein auf 20,22 Euro. Die neuen Steuersätze würden also eine erhebliche Steigerung der Steuerbelastung bedeuten. Litauen hofft, aus dem Abbau dieses Bernsteins 21 Millionen Euro Steuereinnahmen zu erzielen - 70% dafür ginge dann ins Staatssäckel, 20% könnte die Gemeinde vor Ort verwenden und 10% würde dem Umweltschutz zu Gute kommen. 
Da seit der gespannten Situation mit Russland litauische Unternehmer nicht mehr so leicht an Lizenzen für den Import von Bernstein aus dem Gebiet Kaliningrad (Königsberg) gelangen können, wo 95% des Weltvorkommens von Bernstein vermutet werden, könnte litauischer Bernstein damit vor nicht unerheblichen Preissteigerungen besonders für den Verkauf von Souvenirs und Schmuck stehen (siehe "Baltic Course", "LRT", "Delfi")
Litauische Umweltschutzbehörden fordern zudem Einschränkungen der Bernsteingewinnung, falls dadurch "Natura2000"-Schutzgebiete betroffen sein sollten (siehe Umweltministerium). Nachdem der Import von Rohbernstein aus dem Kaliningrad-Gebiet von den russischen Wirtschaftssanktionen erfasst worden war, hatte das Ministerium Gutachten in Auftrag gegeben, ob und wenn ja wo Litauen sich selbst mit Bernstein versorgen könnte.

24 Juli 2015

Grüne Brücke, grüne Lücke ...

Widersprüchliche Nachrichten gibt es um die "Grüne Brücke" in Vilnius: einer der letzten Orte in der litauischen Hauptstadt, an der noch Zeugnisse der Sowjetzeit zu besichtigen waren. Nach den Zerstörungen des 2.Weltkriegs wurde die Brücke 1952 gebaut, also ein Produkt der Stalinzeit. Seit einigen Tagen wird es an dieser Stelle wohl zukünftig wesentlich unsensationeller zugehen.

Für die meisten Litauer standen die in heroischer Pose errichteten Skulpturen an den Uferseiten für Okkupation, Unterdrückung und die falschen Versprechungen des Sowjetsozialismus. So wurden die Figuren auch schon oft Opfer von Vandalismus, häufig von Farbbeutelanschlägen. Allerdings stehen die vier unterschiedlichen Ensembles inzwischen auch unter Denkmalschutz. Wer kennt Bernardas Bučas, Petras Vaivada, oder Neopoleonas Petrulis? Oder vielleicht Bronius Vyšniauskas, Juozas Mikenas, oder Juozas Kedainis? Das waren die Bildhauer, die Erschaffer der Figuren, damals alles bekannte Künstler. Den "Optimismus der sowjetischen Zukunft" sollten die Figuren darstellen, jede der vier eine andere Gruppe der Gesellschaft darstellend: Bauern, Industrie, Wissenschaft und - natürlich - Soldaten.

Seit Ende der Sowjetunion, seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens wird schon diskutiert, was mit den Figuren geschehen soll. Schon das Projekt "Grūtas Parkas" wurde ja auf der Basis alter Sowjet-Skulpturen geschaffen. Kurzzeitig hatten Künstler Installationen oder kurzfristige Umgestaltungen gewagt, dazu zählt auch das "Love Banks"-Projekt von Gitenis Umbrasas, der die Worte "Ich liebe dich", und "Ich dich auch" an den beiden Ufern der Brücke anbrachte. Von Umbrasas stammt auch der "Stebuklas"-Stein nahe der Kathedrale. 2013 wurde eine Plakette angebracht, die auf den Abzug der Sowjettruppen aus Litauen hinweist.

Die Veränderungen begannen zu Wochenanfang: Nun sind die Figuren also verschwunden, wurden am 20./21.Juli abgebaut und weggebracht. Endgültig? Vorläufig? Nach 63 Jahren sind die Bronzeskulpturen ganz sicher ausbesserungsbedürftig. Die Reaktionen decken ein breites Spektrum ab: "Götzen endlich raus aus Vilnius" (Lietuvos Rytas) tönen die einen, andere äussern Besorgnis, man stelle sich mit der Zerstörung von Denkmälern auf eine Stufe mit den Terroristen des Islamischen Staats (IS).

Regimius Šimašius, seit wenigen Wochen Bürgermeister von Vilnius und mit seinem Wahlspruch "Vilnius gali geriau" ("Vilnius kann besser sein") bekannt, empfängt nun auf seiner Facebook-Seite Glückwünsche für die von ihm veranlassste Aktion. "Viele haben ja gesagt, ohne die Figuren wird die Brücke langweilig und trist sein," meint er. "Ich habe es mir jetzt mal angesehen, und ich muss sagen: ganz nett! Wir werden die Brücke aber bald noch mit Blumen verschönern," versucht er Kritiker der Aktion zu begegnen.

Frühere Berichte in der Presse, denen zufolge die Skulpturen "keinesfalls" entfernt werden sollen (siehe Lithuanian Tribune) waren also vielleicht nur Teil einer Strategie zur Beruhigung der Diskussionen. Vor einigen Monaten gab es sowohl Demonstrationen für den Erhalt der Skulpturen, als auch für ihre Beseitigung. Und selbst wenn es noch Überlegungen geben sollte, die Figuren doch zu restaurieren - der frühere Bürgermeister Artūras Zuokas hatte 2013 schon einmal Geld dafür bereitgestellt - werden zwei Fragen im Raum stehen: erstens, soll dieses Geld wirklich für die Erneuerung von Sowjetsymbolen verwendet werden - die neue Mehrheit im Stadtrat wird sich wohl dagegen aussprechen. Zweitens, wird es einen neuen Platz geben für die Figuren? Angeblich habe die städtische Kulturkommission ihre Einwilligung nur für eine Restaurierung gegeben - aber erst im Herbst ist der nächste Sitzungstermin, um über ein weiteres Verfahren zu entscheiden.

Die betroffenen Künstler jedenfalls werden sich selbst nicht mehr wehren können. Erst kürzlich starb der letzte von ihnen, Bronius Vyšniauskas, im Alter von 92 Jahren.


03 Juni 2015

Buchen Sie litauisch!

Mehr Sicherheit für Touristen soll eine Gesetzesvorlage in Litauen bringen, die im litauischen Parlament kürzlich diskutiert und beschlossen wurde. Die meisten Schlagzeilen machte der Bankrott der litauischen Fluggesellschaft Air Lithuania - mit Wirkung zum 22.Mai wurden alle Flugbewegungen eingestellt.


Aber bei dem neuen Gesetz geht es eigentlich nicht um dieses Problem (viele Flüge der Air Lithuania wurden durch Air Baltic übernommen). Wer zukünftig in Litauen eine Lizenz als Reiseveranstalter beantragen möchte, muss nachweisen, dass die Firmengründer die vorhergehenden fünf Jahre nicht in einen Bankrott oder eine Insolvenz einer anderen Firma verwickelt waren (LRT). 2014 hatten sich gleich vier litauische Tourismusagenturen nacheinander bankrott erklärt: "Fresh Travel" , "Go Baltic Travel", "Go Planet Travel" and "Neoturas". 2015 stellte auch "Voyage Voyage" den Betrieb ein. Das abrupte Ende von "Fresh Travel" hatte verursacht, dass 470 litauische Touristen sich plötzlich ohne Rat und Hilfe in Ägypten und Portugal wiederfanden, und Tausenden von Kunden der Urlaub verdorben wurde oder ihr Geld verloren, der Gesamtschaden wurde auf über 600.000 Euro geschätzt. Schätzungen zufolge arbeiteten 37% der litauischen Tourismusanbieter bisher mit sehr geringen Rücklagen.


16 Mai 2015

Umgeleitet - ohne Frack

Litauen in deutschen Kinos? Seit zirka einer Woche ist das der Fall. Da aber die Thematik nicht im Vordergrund der Filmwerbung steht, und auch ein Dreh in Litauen ("Originalschauplätze") wohl nicht als Attraktion für deutsche Kinobesucher zu gebrauchen ist, muss der Litauen-Liebhaber ein wenig Glück haben beim Kinobesuch, um diesen Film wirklich zu Gesicht zu bekommen (oder den Film schon in Litauen gesehen haben, wo er angeblich ein Erfolg war).

Kennen Sie litauische Flüche? "What the fuck" habe ich persönlich noch von keinem Litauer gehört - allerdings klärt "Lingvopedia" (ja, das gibt es auch!) uns auf: "Wenn Litauer das Bedürfnis haben zu fluchen, dann benutzen sie entweder russische oder englische Schimpfwörter."
Nun ja, auf dem Filmplakat wird versucht, das letzte Wort des Titels hervorzuheben: "Redirected?" Ja, deutsche Kinobesucher sollten vielleicht etwas "anglophil" sein, um diesen Film zu ergründen.

Vier Bachelors auf Irrfahrt: "umgeleitet" nach Litauen
Ein Titel wie "Umgeleitet?" hätte sicher noch weniger vielversprechend geklungen. In Litauen hatten bislang 300.000 Kinobesucher bereits seit Anfang 2014 das Vergnügen, in Großbritannien lief der Film Ende 2014 an. In Litauen war damit "Redirected" erfolgreicher als das Historienepos "Tadas Blinda".

Aus litauischer Sicht beginnt die Filmhandlung mit Typen, so wie sie in Litauen von den zügellosen Junggesellenparties britischer Touristen bekannt sind: brachial, nervös, roh, laut. Wer ständiges gegenseitiges Beschimpfen nicht mag, für den ist dies kein Film. "Eine Mischung aus gewalttätigen Männern, glücklosen Kriminellen, sexy Girls, Slapstick-Humor und Pyrotechnik", so beschreibt es "The Hollywood Reporter" ziemlich zutreffend.
Vytautas Šapranauskas in seiner
letzten Filmrolle
Slapstick und Komik wird üppig geliefert, aber das Drehbuch ordnet die Geschehnisse so, als ob es Witz und Situationskomik selbst nicht vertraut: von Anfang an zwingt der Film sich ein rasendes Tempo auf, im Hintergrund drohen immer wieder dunkle, rauchige Männerstimmen den nächsten Gewaltakt an, während die vier "Helden" nach einem vermeintlichen großen Coup und verhinderter rechtzeitiger Flucht ratlos und blutend durch Litauen irren. Nein, ein Urlaubsziel ist dieses Litauen nicht: die Polizei korrupt, die Taxifahrer hinterhältig. Selbst die Priester agieren hier gegen jede Sittenregel, die Prostitiuierten nehmen die Ausländer aus, und selbst das Kleingewerbe auf dem Lande stützt sich offenbar nur auf dunkle Geschäfte. Die Orte wirken entweder trostlos verlassen oder grau und bedrohlich. Auf ein kurzes Vergnügen mit viel Alkohol folgt böses Erwachen, das in vielen Fortsetzungen und Varianten nicht zu enden scheint. Und beim großen Showdown, mit Šakotis und Švyturis, einer Landkapelle und viel "blauen Bohnen" zeigen sich die örtlichen Gangs gar nicht so unvorbereitet für eine ordentliche Rauferei mit den dahergelaufenen Auslands-Gangstern.

Auch die Zentralheizung kommt in "Redirected" zu
unerwarteten Ehren ...
Für mich ein Film, der manchmal am Rande des Schamlosen spielt. Aber vielleicht ist es genau Absicht - und der Trick, warum es beim breiten Publikum vielleicht funktioniert - wenn die einen in der nächsten Szene noch mehr Gewalt befürchten, die anderen zuviel nackte Haut, und die dritten peinliche Gags - und keines davon eintritt. Die überraschenden Wendungen retten den Film mehrfach.

Eigentlich hat der Film drei Teile: ein Vorspiel in England, sehr englisch gestaltet mit braven Bobbies, bösen Jungs und trügerischem Vorstadtidyll. Ein turbulenter Mittelteil, in dem die Verfolger der gar nicht so braven Gelegenheitsräuber schnell die Oberhand zu bekommen und ein furchtbares Ende unvermeidbar scheint. Und dann der letzte Teil, in dem das litauische Landleben seine ganze Skurilität ausbreitet, aber auch mühelos den merkwürdigen Eindringlingen Paroli bietet. Wichtig auch, dass die Darstellung der litauischen Verhältnisse nicht ins Lächerliche abgleitet: nach dem Motto "im Grunde sind wir alle kleine Verbrecher" entkommen die Gehetzten aus dem Inselreich allem Unbill letztendlich knapp, nur um dann in noch schlimmere Gefilde zu geraten ...

Zahnglas und Sauerkraut. Und nicht vergessen: der Vodka
steht woanders ...
Regie bei "Redirected" führte Emilis Velyvis, der gelegentlich auch als Schauspieler aktiv ist - siehe Wolfgang Panzers Remake "Die Brücke", der in Deutschland auf Pro7 lief und teilweise im lettischen Kuldiga gedreht wurde. Produziert wurde "Redirected" von "Cinema Cult Distribution", die auch schon für "Das Ghetto" und "Die Brücke" verantwortlich zeichneten und dessen Eigentümer Norbertas Pranckus sein Geld mit "Vytautas"-Mineralwasser gemacht hat.

Im Aufgebot: die schönsten Menschen aus beiden
an der Produktion beteiligten Ländern
Für Vytautas Šapranauskas, Theater, Kino- und Fernsehschauspieler, Moderator, hier im Film in der Rolle eines Don Camillo auf Litauisch, war es der letzte Auftritt. Kurz vor seinem 55.Geburtstag hatte er am 18.April 2013 Selbstmord verübt und dies mehreren Freunden per SMS angekündigt. Doch dem Humorist wirkt nur der Humor glaubhaft. 

So steht gleich im Vorspann des Films ein Dank an Šapranauskas. Ob das deutsche Kinopublikum für dieses Werk die Kassen stürmt, muss abgewartet werden. Wer als Deutsche/r litauische Freunde und Bekannte hat könnte im Film einiges sehen, was Engländer und Litauer unterscheidet oder verbindet. "Wo ist der Frack?" - Ach ja, es war ein drastischeres Wort im Titel. Sei's drum.

02 April 2015

Mindestens? Litauen!

Wenn es nach den Berechnungen der sogenannten "Mindestlöhne" in Europa geht, findet sich Litauen eher am Ende der Skala. Aber angesichts dieser Statistiken ist es auch eine Überlegung wert, was sie eigentlich aussagen.

Statistische Erhebungen macht in der EU in der Regel "Eurostat". Damit ist zumindest eines gesichert: in jedem Land wird dieselbe Fragestellung angewendet. Bei der jüngsten Veröffentlichung zu den Mindestlöhnen findet sich Litauen auf dem drittletzten Platz wieder (von 24). Dahinter (darunter, von der Summe her gesehen) befinden sich nur noch Bulgarien und Rumänien. Für Litauen wird ein Mindestlohn von 300 Euro festgestellt (Lettland 360€, Estland 390€, Deutschland 1473€). In Deutschland ist ja eher der Stundenlohn Gegenstand der Diskussion: 8,50€ pro Stunde wurden kürzlich regierungsamtlich festgelegt. Diese kann aber nur funktionieren, weil sie mit der sogenannten "Berichtspflicht" verknüpft ist - alle Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern weniger als 3.000€ monatlich zahlen sind verpflichtet, die genauen Arbeitszeiten zu protokollieren. Maximal zulässig sind in Deutschland 348 Arbeitsstunden monatlich - das sind selbst bei 31 Tagen im Monat mehr als 11 Arbeitsstunden pro Tag. Litauen dagegen berechnet monatlich: die 300 Euro würden auch bei nur 8 Stunden pro Tag (x31) einen Stundenlohn von etwa 1,20 Euro "Mindestlohn" ergeben. So erscheint es noch logischer, warum so viele Litauer im EU-Ausland auf Jobsuche gehen müssen.

Doch Eurostat variiert die eigenen Statistiken ja auch selbst noch zweimal. Bezogen auf die Durchschnittsverdienste in den jeweiligen Staaten liegt der litauische Mindestlohn hier bei 53%, heißt es hier (Estland 40%, Lettland 50%, Deutschland 49%). Es gibt ja auch die Meinung, die Definition von "Armut" wäre bereits bei allen anzusetzen, die weniger als 50% des Durchschnittslohnes bekommen.Seit 2008 ging der Mindestlohn demzufolge nur in Griechenland zurück - in Litauen stieg er um 29%, in Lettland +57%, in Estland +40%.
Und dann rechnet Eurostat noch einen "Kaufkraftstandard" aus. Dort sollen dann "Preisniveau-Unterschiede" berücksichtigt werden. So gerechnet, landet Lettland plötzlich im Mittelfeld der Euro-Länder - der Mindestlohn von 360€ hat laut Eurostat einen "Kaufkraftwert" von 507 Euro. Estland landet, dieser Rechnung zufolge, bei 488€, Litauen bei 464€. Deutschland liegt auch nach dieser Rechnung übrigens weit vorn: mit 1481€ auf Platz 2 nach Luxemburg.

Aus deutscher Sicht wäre es interessant, mal umgekehrt darüber nachzudenken: wie fühlt sich das an, in Litauen zu arbeiten? Was brauche ich mindestens? Zwei Tipps dazu. Der eine stammt vom "Jugendnetz", einem von mehreren Jugendstiftungen betriebenen Infoportal. Hier findet sich eine Liste von "Lebenshaltungskosten", die für den Fall eines Praktikums oder Studiums im Ausland hilfreich sein sollen. Berücksichtigt werden hier: Getränke, Tabak, Nahrungsmittel, Bekleidung und Schuhe, Heizung, Wasser, Strom, Ausgaben in Hotels und Gaststätten, Aus- und Weiterbildung, Kraftfahrzeug-Betriebskosten, Gesundheitsausgaben. Für Litauen werden hierfür 300€ monatlich angesetzt (Lettland 400€, Estland 600€) - mit einem deutlichen Verweis auf das (teure) Leben in den Hauptstädten allerdings.
Nehmen wir nun eine der Quellen, das "European Job Mobility Portal" (EURES), so finden sich hier noch Angaben in Litas: 854Litas pro Haushalt und Monat (das wären knapp 270Euro) auf dem Lande und 923Litas (290€) in der Stadt. Allerdings bezieht sich das ausschließlich auf das Allernotwendigste: Lebensmittel, Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere Energieträger, für Gesundheitsvorsorge und Bildung. Freizeitgestaltung, Kultur und Vergnügen kostet extra.

Litauische Haushalte gaben (bezogen auf 2012) ein Drittel (33,7 %) aller Konsumausgaben für Lebensmittel aus. Wachsende Ausgaben für Lebensmittel werden auch dadurch beeinflusst - Zitat EURES - "dass die Einwohner häufiger zu Hause essen – die Ausgaben für Cafés, Restaurants und Mensen sanken." Bei Studierenden aus dem Ausland werden die Gewohnheiten sicher gern anders organisiert. 19,4% der Ausgaben in den Städten muss dann für Wohnen, Wasser, Elektrizität, Gas zurückgehalten werden. EURES fasst die Folgen so zusammen: "Mit dem Ansteigen der notwendigsten Ausgaben bei nahezu nicht gewachsenem Einkommen, sparen die Einwohner bei der Wohnungseinrichtung und Haushaltsausstattung, Freizeit, Kultur, Cafés und Restaurants." 

Tja, keine super Voraussetzungen, um in Litauen auch Litauerinnen und Litauer kennenzulernen: Während die Einheimischen aus ihren Vorräten zu Hause etwas zubereiten (wenn sie nicht gleich im Ausland arbeiten gehen müssen), sitzen die Auslandsstudenten und Touristen in den litauischen Restaurants und Kneipen, mit den Augen wahrscheinlich auf Preisvergleiche mit Deutschland. Schade eigentlich. Ironisch gesagt: daran kann auch Putin nichts ändern. Bevor es Litauen wirklich im europäischen Vergleich "gut" geht, ist noch viel zu tun!

20 März 2015

Zu Gast bei klingender Münze

Schon 25 Jahre ist es her, dass Litauen sich am 11.März 1990 für unabhängig erklärte und damit die Loslösung von der Sowjetunion vollzog - obwohl diese, in enger Abstimmung mit der deutschen Regierung, die sich im Prozess der Wiedervereinigung befand - zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig wahrhaben wollte.
Musikalische Höhepunkte Litauens, präsentiert am 25.Jahrestag
der Unabhängigkeit - im deutschen Finanzministerium,
wesentlich mitgestaltet von David Geringas
Wer sich einen Zeitabschnitt von 25 Jahren nicht richtig vorstellen kann, der mag vielleicht nachrechnen, wie schnell es nach 1918 dauerte, bis die Republik Litauen nicht mehr existierte. Schon nach 8 Jahren verabschiedete man sich vom Mehrparteiensystem und demokratischen Prinzipien. Das wäre dann, umgerechnet, bereits 1998 gewesen, ungefähr der Zeitpunkt, als Litauen sich erfolgreich um den Kandidatenstatus zum EU-Beitritt bewarb.
Als 1940 die litauische Unabhängigkeit verloren ging, waren seit ihrer Verkündung gerade einmal 22 Jahre vergangen. 25 Jahre Unabhängigkeit sind also für Litauen schon mal ziemlich viel - mal abgesehen von den gedeminischen und mindaugischen Zeiten.

David Geringas, eines der
kulturellen Bindeglieder zwischen
Deutschland und Litauen
Die Stabilisierung Litauens wird gegenwärtig allerdings ziemlich von drei anderen Faktoren überdeckt: die Situation in der Ukraine, die sämtliche Befürchtungen gegenüber dem großen russischen Nachbarn zu bestätigen scheinen, die immer noch unzureichende Situation der Wirtschaft, die weiterhin viele zur Arbeitsmigration quer durch Europa bewegen, und die heftigen Diskussionen um EU-Mitglied Griechenland, die ja auch die ökonomischen Strategien gegenüber anderen EU-Ländern beeinflussen.

Trat beim Schäuble-
Gastspiel gemeinsam mit
Sohn Dominykas als
"Cherry Duo" auf:
Petras Vyšniauskas,
Litauens bekanntester Jazz-
musiker
Doch im Land der "Singenden Revolution", wo mit großer Beharrlichkeit auch sowjetisch geprägte Zeiten überstanden wurden, und das 1990 von vielen auch vor allem mit gewaltlosen Aktionen identifizierten, scheinen zur Zeit die Gewichte verschoben und noch nicht alle Lektionen gelernt. Vielleicht kann Litauen doch mehr als einerseits Musterknabe der neoliberalen Weltordnung zu sein, und andererseits sich als Spielplatz für militärische Konfrontationsspielchen anzubieten? Klar, das System Putin scheint genauso eindeutig wie die Spielregeln der Marktwirtschaft. Die Unabhängigkeit wurde mehrfach Russland eher abgetrotzt als freundschaftlich gewährt. Und die Notwendigkeit des ökonomischen (Wieder-)aufbaus war zu sehr allgemein anerkannt als dass sich das Gefühl ausbreiten könnte, jetzt alles "verprassen" zu können.

Vytautas Kiminius, ein Meister
auf dem vielleicht "litauischsten"
aller Instrumente, der Birbyne
Bei Jubiläumsfeiern verblassen meist die Zwischentöne. Aber darauf mussten die Organisatoren der Reihe "So klingt Europa" - das deutsche Finanzministerium - keine Rücksicht nehmen. "In Litauen ist heute Feiertag!" meinte Moderator Stefan Rupp, und zog daraus die Konsequenz: "Das bedeutet: die Litauer haben heute frei. Daher konnten wir die Künstlerinnen und Künstler heute nach Berlin einladen." Nun ja, warum auch immer: selbst eine Euro-Beitrittsfeier wirkt für Litauen momentan, nur drei Monate nach Einführung der EU-Gemeinschaftswährung, nicht mehr sensationell. Während noch wenige Monate zuvor einige Initiativen eine Volksabstimmung zu dieser Frage in Litauen erzwingen wollten und sich damit auf der Seite einer "schweigenden Mehrheit" meinten, sorgte die alsbald nach dem 1.Januar einsetzende starke Nachfrage nach den neuen Münzen dafür, dass die Banken beinahe Auslieferungsprobleme bekamen. Litauen meisterte auch diesen Integrationsschritt in die Europäische Union mit auffällig unaufgeregter Selbstverständlichkeit.

Mit überragender Stimme und selbst komponierten
Liedern längst mehr als ein Geheimtipp für
Litauen-Fans: Alina Orlova
Dennoch: weit unumstrittener als der Glanz von Geldmünzen oder die manchmal starrköpfig erscheinende Angst vor Russland steht für Litauen die reichhaltige Kultur. David Geringas, am Moskauer Konservatorium ausgebildet, bereits seit 1976 in Deutschland lebend, mit einer Russin verheiratet und enge Kontakte nach Litauen pflegend, wirkte in Berlin daher auch wie "Schäubles erster Gast". Gelegentlich höre er auch andere Musik, aber die Klassik sei schon sein bevorzugtes Genre, gibt Schäuble auf Befragen dann auch gerne zu. Dem entsprechend, und im Bewußtsein des kulturellen Staraufgebots von Šenderovas, Kiminius, Trys Keturiose, Fort Vio bis hin zu Martynas, Alina Orlova und Vater+Sohn Vyšnauskas spielte Geringas seinen Part auch mit einem sichtbaren leichten Lächeln. Wirkliche kulturelle Hochkaräter allesamt, die diesen Abend im mit landesfarblicher Lichtstimmung gestalteten Ministerium litauisch gestalteten.

Virtuose am Akkordeon: Martynas
Fazit: Politisch, gesellschaftlich und ökonomisch mag in Litauen noch so manches diskutabel und unausgewogen sein - kulturell hat das 3-Millionen-Volk unglaublich viel zu bieten. Die Veranstaltung in Berlin mag deshalb auch als Beispiel dafür gelten, dass kein Konzertveranstalter in Deutschland - auch über die Klassik hinaus - Angst haben müsste einen ganzen Abend nur mit Künsterinnen und Künstlern aus Litauen zu gestalten. Leute, vergesst 'Youtube': solcherart kulturelle Erbauung sei also "live" und wahrhaftig noch weitaus häufiger einem breiterem deutschen Publikum gegönnt!

23 Januar 2015

Ratschläge für Volk

Die Euro-Einführung ist problemlos absolviert, aber zu Jahresanfang macht Litauen andere Schlagzeilen. Eine kleine Infobroschüre sorgt für Aufsehen. Der Titel fordert fast zur Satire heraus: "Was Sie wissen müssen für einen Notfall oder Krieg" ("Ką turime žinoti apie pasirengimą ekstremaliosioms situacijoms ir karo metui“). Das deutliche Ausrufezeichen auf dem Titel macht klar: "nicht hingehen" wird als Antwort nicht reichen.

Ist das nun ein Zeichen dafür, dass Litauen nun endgültig nur noch vom Ukraine-Konflikt dominiert wird?
Rüstet Litauen für den Fall eines russischen Einmarsches? Minister Juozas Olekas verwendete bei der Vorstellung des fast 100 Seiten starken Büchleins einen Begriff, der immer mal wieder vom Westen für das angeblich unklakulierbare Handeln des russischen Präsidenten Putin verwendet wird: das Schlagwort vom "hybriden Krieg".

Was ist an der Situation in der Ukraine "hybrid" - bzw. was könnte es in Litauen sein? "Verschmelzung  traditioneller und unkonventioneller Mittel" heißt es im "Handelsblatt", eine "geschickte Mixtur aus klassischem Militäreinsatz mit plötzlichen Manövern über Desinformation und Computerangriffe bis hin zu Energieversorgung und wirtschaftlichem Druck", so beschreibt es die"Welt", und in der Regel werden dabei NATO-Quellen zitiert. Doch auch russische Stellen haben das Stichwort offenbar aufgenommen, wie ein Zitat der "Sputniknews" zeigt, wo die "hybride" Kriegsführung natürlich den USA unterstellt wird und so beschrieben wird: "eine Kombination von Sanktionen sowie von Diplomatie-, Wirtschafts- und Informationskrieg.“

Wenn also beide Seiten sich den Gebrauch "unkonventioneller" Mittel unterstellen, könnte da die litauische Broschüre beim Verständnis helfen? Auf den ersten Blick nicht. "Ruhe bewahren" und "Panik vermeiden" sind eigentlich doch zu profane Hinweise im Land der Waldbrüder. Ob das auch gegenüber Handlungen von Verantwortlichen gilt, denen offenbar eine Anheizung von Konflikten zwischen Staaten und Völkern nichts ausmacht? Ruhe bewahren und auf den "Sieg der Guten" hoffen? Über Wege, wie Frieden erhalten werden kann, verrät der Regierungsratgeber nichts.

"Auf Anfrage" habe man die Broschüre zusammengestellt, so die Pressesprecherin des litauischen Verteidigungsministeriums. Und dort finden sich dann Sätze wie dieser: "„Wenn eine Krise beginnt oder ein Krieg, dann werden Sie evakuiert. Falls dies nicht geschieht, suchen Sie eine Waffe und bleiben Sie drinnen." Ja, sie klingen schon ein wenig komisch, diese hybriden Verhaltensweisen. Der Satz "Ein Schuss hinter dem Fenster ist noch nicht das Ende der Welt" soll angeblich der Hinweis darauf sein, auch unter schwierigen Umständen "klaren Kopf" zu bewahren. Vielleicht sollten die Litauer diese schlauen Tipps probehalber mal in der östlichen Ukraine verteilen? Woran könnte erkannt werden, ob sich die Damen und Herren Einwohner gemäß den Wünschen ihrer Regierung verhalten? Und, wäre das im Kriegsfall überhaupt wünschenswert - sich exakt nach den Wünschen der Regierung zu richten?
"Dort, wo unfreundlich gesinnte Soldaten auftauchen, sollte sie nicht bleiben", meint das litauische Verteidigungsministerium. "Versorgen Sie sich als erstes mit Wasser", "wenn draußen geschossen wird setzen Sie sich nicht ins Auto", oder "falls in ihrem Haus Soldaten auftauchen und ihre Schränke durchwühlen, provozieren Sie keinen Konflikt". Süß, diese Sorge um einen "sauberen Krieg".Völlig zurecht weisen Kritiker des Satzes "Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin" darauf hin, dass der Krieg die Leute immer findet.
Ob auch auf fliegende Drohnen und deren mögliche Fehlschüsse hingewiesen wird? Es tut mir leid, liebe Kriegsexperten und Buchautoren: ich bin nach wie vor dafür, lieber noch etwas mehr für den Frieden zu tun, solange es ihn gibt.