03 Februar 2008

Wieder Ölunfall in Butinge

Der Bau des litauischen Ölterminals Butinge nahe der lettischen Grenze war heiss umstritten - litauische wie lettische Umweltschützer hatten beim Bau heftig protestiert. Damals konnte sich Litauen nicht mit Lettland einigen in den damals neu zu ordnenden Fragen der Energiepolitik: weder über im Bereich der Seegrenze mit Lettland vermutete Ölfelder in der Ostsee, noch in der Hafenpolitik, die der litauischen Ölraffinerie Mazeikiai eine Versorgung von der Ostsee ermöglichen sollte. Wie so oft, wenn sich wirtschaftliche und finanzielle Interessen gegenüber Natur- und Umweltschutz durchsetzen, hieß es damals: die Anlage ist völlig sicher, es kann gar nichts passieren.

Dass es schon lange anders anders ist, wird nicht mehr so laut verkündet. Auch in der vergangenen Woche wieder: bereits am Donnerstag morgen soll sich beim Entladen des Tankers "Antarktika" (registriert unter der Flagge der Cayman Inslands) ein Ölunfall am litauischen Terminal Butinge zugetragen haben - das melden die Nachrichtenagenturen sowohl Litauens wie Lettlands. Auch die Küste des nördlichen Nachbarlands ist bereits betroffen, da momentan vorherrschende Winde das ausgetretene Öl schnell nach Norden trieben. Das Entladen des Tankers wurde gestoppt.
Am Donnerstag hatten litauische Behörden zunächst die Ausbreitung des Öls auf eine Fläche von nur 50 qm geschätzt.

Nachdem Russland die Ölversorgung für die Raffinerie Mazeikiai 2006 über die Drushba-Pipeline wegen angeblich dringender Reparaturen gestoppt hatte, ist Butinge als einzige Versorgungsmöglichkeit übrig geblieben. Seit der Inbetriebnahme des schwimmenden Entlade-Terminals 1999 soll es immer wieder Unfälle gegeben haben: 2001 gerieten gleich 59 Tonnen Rohöl in die Ostsee.

Ob die mühsam gekitteten energiepolitischen Beziehen zwischen Litauen und Lettland (angeblich wollen alle drei baltischen Staaten ja zusammen mit Polen sogar ein Atomkraftwerk bauen) nun wieder in Frage gestellt werden könnten, bleibt vorerst unklar. Zwar äusserte der lettische Umweltminister Vejonis, der selbst in den 90er Jahren gegen den Bau des Terminals aktiv war, gegenüber lettischen Medien seinen Unverständnis über den Unfall - aber für den Bereich Energie ist sein Ministerium gar nicht zuständig. Vejonis gegenüber der Tageszeitung NRA
am 1.Februar: "Wie man sieht, ist es besser sehr sorgfältig zu überlegen, bevor so etwas gebaut wird. Damals haben die Litauer behauptet, alles sei vollkommen sicher."

Pressemeldung "Baltic Times" zum Ölunfall

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